Sonntag, 5. Februar 2017

Meine erste Schulwoche - so ist Schule in Spanien

Wie schon angekündigt möchte ich ein bisschen was über die Schule hier berichten.

Schulsystem:

Zunächst einmal zu den Zeiten und dem Stundenplan: Die Schule hier beginnt um 8:40 und da ich nur einen etwa 5-Münitigen Fußweg dort hin habe, laufe ich gegen halb neun los.
Dann hat man 2 Blöcke Unterricht mit einer halbstündigen Pause dazwischen. Ein einzelner Block besteht aus 3 mal 50 Minuten Unterricht und je 5-minütigen Pausen zwischen den Fächern um den Raum zu wechseln.

Um mal kurz das Schulsystem hier in Spanien zu erklären:
Der Kindergarten geht hier, so wie auch in Deutschland, etwa von 3 bis 6 Jahre. Jedoch wird diese Zeit schon zur Schulzeit gezählt. Die richtige Grundschule (Educación Primaria) fängt dann an, wenn man 6 Jahre alt ist und dauert sechs Jahre. Diese beiden "Schularten" zählen zum "Colegio" Danach kommt man auf die weiterführende Schule (Instituto) Diese geht hier generell nur 4 Jahre lang (und ich besuche gerade dieses vierte Jahr) Damit sind die Schüler dann fertig wenn sie etwa 16 Jahre alt sind und haben so etwas wie die Mittlere Reife. Jetzt kann jeder entscheiden : will man das Bachillerato (Abitur) machen, um danach studieren zu können, oder doch lieber eine Ausbildung. Je nach dem, besucht man die Schule noch zwei Jahre länger oder hört auf.
So gibt es hier das System mit Gymnasium, Realschule und Hauptschule nicht.

meine Schule

Fächer:

Auf meiner Schule gibt es ein gemischtes Klassen- und Kurssystem. Fächer, die jeder hat, wie Spanisch, Englisch, Geschichte, Sport und Ethik (es gibt wohl auch katholische Religion, aber in meiner Klasse haben alle Ethik) hat man in der Klassengemeinschaft. In Mathe kann man zwischen drei Schwierigkeitsstufen wählen / wird eingeteilt, weshalb dies klassenübergreifend stattfindet. Und dann gibt es noch einige andere Fächer, zwischen denen man wählen kann. Ich wurde in Wirtschaft, Physik und Chemie (hier ein Fach), Kunst und "Cultura Científica" (ich weiß immer noch nicht so recht, was das ist - momentan reden wir über den menschlichen Körper, Gesundheit etc, aber bis jetzt mag ich es ziemlich gerne) gesteckt. Das sind dann die Fächer, die man auch mit Schülern aus andern Klassen zusammen hat. Insgesamt gibt es auf meiner Schule drei Klassen pro Stufe.

Ganz am Ende dieses Beitrags füge ich ein Bild meines Stundenplans hinzu.

Insbesondere Physik und Chemie, Wirtschaft und Geschichte finde ich ziemlich schwer, weil es hier immer unglaublich viele Wörter gibt, die ich nicht kenne. Das Niveau in Englisch hingegen ist ... sehr niedrig. Aber darüber, wie andere Sprachen hier gelernt und gehandhabt werden, mache ich mal einen extra Post, da es dazu wirklich viel zu sagen gibt. Mathe ist in Ordnung - das Thema, was momentan durchgenommen wird, hatte ich in Deutschland schon (letztes Jahr, in der 9. Klasse, also ist schon ein bisschen was in Vergessenheit geraten) und die Anzahl an Wörtern, die ich nachfragen/nachschauen muss, hält sich in Grenzen.

Ein Fach, das ich hier ganz cool finde ist Sport. Das liegt nicht daran, dass ich den Sportunterricht mag, sondern, dass man an dem Tag, an dem man Sportunterricht hat, immer in Jogginghose/Leggins und Sportschuhen (egal ob dunkle oder helle Sohle) in die Schule kommt, da man sich nicht extra umzieht. Das klingt jetzt vielleicht etwas komisch, in seinen normalen Klamotten Sport zu machen, aber in der Turnhalle ist es sowieso so kalt, dass alle ihre Pullis und teils sogar Schals anlassen. Und richtige viel bewegen muss man sich auch nicht. Dafür kann man den ganzen Tag in bequemen Klamotten rumlaufen, ohne dass man sich "underdressed" fühlt.

Räume und Bücher:

Was mich von Anfang an ziemlich verunsichert hat, sind die Räume, in denen die verschiedenen Fächer stattfinden. Ich habe bis jetzt noch keine Ordnung in der Nummerierung der Räume feststellen können und die Schule ist teils wirklich ziemlich verwinkelt und es gibt kleine Flure mit "versteckten" Räumen. Insbesondere wenn ich den Raum wechseln muss, und im nächsten Fach niemand mit mir ist, mit dem ich das vorherige Klasse hatte, war das etwas kompliziert.
Das einzige, was es etwas einfacher macht, ist, dass an jedem Raum steht, was für eine Art Raum es ist - ob Biologie, Kunst, Mathe oder Englisch (und ja, selbst Fächer wie Englisch und Mathe haben extra Räume. Den Sinn davon habe ich nicht ganz verstanden, da sich diese Räume kein bisschen voneinander unterscheiden. Und diese Beschriftung der Räume bedeutet übrigens (leider) nicht, dass gleiche Räume beieinander liegen - das wäre ja zu einfach.

Was hier in Spanien außerdem ein bisschen doof geregelt ist, wie ja auch in einigen Bundesländern in Deutschland (in Hessen glücklicherweise ja nicht) ist, dass man seine Bücher selber kaufen muss. Insbesondere für mich, wo ich nur etwa die Hälfte des Schuljahrs da bin, würde das ziemlich teuer werden, alle Bücher zu kaufen. Deshalb haben wir in den Fächern, für die wir die Bücher eher selten brauchen, einfach ein paar Themen kopiert. Ein paar werde ich mir dann aber doch kaufen müssen.

Verhalten in der Schule und Hausaufgaben:

Schon vor meinem ersten Schultag wurde ich davor "gewarnt", dass man hier in Spanien ziemlich viel für die Schule zu Hause am Nachmittag machen muss, wovor ich ein bisschen abgeschreckt war, da ich in Deutschland im letzten Jahr keinen Lehrer hatte, bei dem ich wirklich viele Hausaufgaben etc machen musste. Bis jetzt hält sich das aber wirklich in Grenzen, finde ich. In den meisten Fächern macht nie irgendjemand die Hausaufgaben, sodass sie sowieso noch einmal komplett in der nächsten Stunde durchgearbeitet werden. Und das, was man wirklich machen muss ist echt ok. Das einzig mühsame, das ich momentan machen muss, ist ein Buch, das ich für den Spanischunterricht lesen muss, und ziemlich schwer ist.

Insbesondere in der Schule habe ich gemerkt, dass die ganzen "Cliches", die es über die Deutschen/die deutsche Schule gibt, größtenteils wirklich zutreffen. Hier in Spanien ist es völlig normal, wenn man mit seinem Sitznachbar ununterbrochen redet oder im Unterricht aufsteht. Was ich besonders komisch finde, ist, dass man sich hier nicht meldet. Wenn man etwas zu sagen hat, tut man es einfach und hofft, dass einem der Lehrer (oder vielleicht sogar ein paar Schüler) zuhören. Das führt jedoch dazu, dass der Lehrer oft nur mit einzelnen Unterricht macht, bzw sich mit einzelnen unterhält und andere nichts mitbekommen (ob sie es wollen würde, ist die andere Frage). Das ist natürlich nicht in allen Fächern so, aber in einem Großteil schon. Was hier auch anders ist, ist, dass die Lehrer geduzt und mit Vornamen angesprochen werden. Während es im Englischen beispielsweise gar keinen Unterschied zwischen "Du" und "Sie" gibt, hat man dies in der Spanischen Sprache schon, nur wird hiervon nur selten Gebrauch gemacht.
Das alles führt dazu, dass es diesen Respekt, den man in Deutschland vor seinen Lehrern hat (oder haben sollte, zumindest ab einem gewissen Alter, in das ich 15-Jährige doch dazu zähle) nicht so gibt. Der Lehrer hat hier nicht eine solche Autoritätsfunktion. Zudem habe ich das Gefühl, dass die meisten Lehrer gar nicht die Möglichkeit haben, durchzugreifen. Den Schülern wurde nicht von klein auf beigebracht, wie man sich eigentlich gegenüber Erwachsenen verhalten zu hat - einigen Lehrern scheint das egal zu sein, eben weil es hier in Spanien normaler ist, aber andere versuchen immer wieder, die Klasse unter Kontrolle zu bekommen, schaffen es aber nicht wirklich.
Das alles macht den Unterricht für mich eindeutig anstrengender als den in Deutschland, weil einfach alle immer reden und man mehr Konzentration braucht, um alles mitzukriegen. Und der Fakt, dass ich natürlich, insbesondere aufgrund fehlenden Fachvokabulars, sowieso mehr Schwierigkeiten habe mitzukommen.

Integration:

Um mal dazu zu kommen, wie ich mich bis jetzt in die Klasse eingegliedert habe: Ein Cousin meiner Gastfamilie ist in meiner Klasse, weshalb schon vor meiner Ankunft die Schüler Bescheid wussten, dass "eine Deutsche" kommt. Er hatte auch von Anfang an gesagt, dass er mich gerne seinen Freunden vorstellen kann, aber gleich in meiner zweiten Stunde wurde ich von ein paar Mädchen angesprochen, ob ich nicht neben ihnen sitzen will, und einige Mädchen aus meiner Klasse haben immer einen Tisch für mich zu ihren geschoben oder mich in der Pause dorthin mitgenommen, wo sie so rumsitzen. Am ersten Tag war ich schon etwas überfordert, dass ich mir irgendwie 15 neue Namen auf einmal merken sollte - teilweise Namen, die ich zuvor noch nie gehört hatte.
Dieses ganze Interesse an "der Neuen" hat zwar über die Woche ein bisschen nachgelassen, aber sie versuchen mich immer noch so gut wie möglich in ihre Gespräche einzugliedern und fragen mich immer, ob ich weiß, wo mein nächster Unterricht ist, wenn ich ihn sozusagen "alleine" hab, und ob sie mich zum Raum bringen sollen, wofür ich sehr dankbar bin.

Ich hoffe, ich habe jetzt keinen wichtigen Punkt vergassen. Wie gesagt, zu anderen Sprachen hier in Englisch werde ich noch einmal extra was schreiben, genau so wie vielleicht über Vorurteile gegenüber Deutschen.
Also, bis zum nächsten Mal,
eure Josi

Hier mein Stundenplan:



-Im 4-Stündigen roten Block habe ich FQ1 = Physik und Chemie 
-Im 4-Stündigen lila Block habe ich Economía = Wirtschaft
-Im 2-Stündigen grünen Block habe ich Plástica1  = Kunst
-Im 2-Stündigen türkisen Block habe ich Cultura Científica (das Fach, von dem ich keine Ahnung habe, was es eigentlich ist, die Übersetzung wäre = Wissenschaftskultur)
-Ing = Inglés = Englisch
-LLC = Lengua y Literatura Castellano = Sanische Sprache und Literatur
-EDF = Educación Física = Sport
-Tutoría = Stunde mit seinem Klassenlehrer




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